Das WAX-Projekt

Worum es geht

Bis anhin brach gelegene Ressourcen sollen dem materiell armen Chepang-Bergvolk in Nepal zu Einkommen verhelfen.

Chepang sind Laien-Imker. Statt wie bis anhin die Altwaben ihrer Honigproduktion zu entsorgen, lernen die Bergbauern, aus ihrem vermeintlichen Abfall verschiedene Verkaufsprodukte herzustellen.

Langfristig bleiben idealerweise einzelne, potentielle Migranten in ihren Gemeinschaften und der Gelderwerb stammt aus dem eigenen Land.

Die Holzrollen am Haus sind die Bienenhäuser.

Kontext

Im Süden Zentralnepals liegt das Mahabharat-Gebirge, Lebensort der Volksgruppe Chepang. In einem subtropischen Klima im Urwald betreiben die Chepang Landwirtschaft in einer Topographie, die noch steiler ist als im Schweizer Bergbauerngebiet. Die kargen, ausgetrockneten Böden liegen zwischen 500 und 1950 Metern Höhe.

Grosse Armut wegen schlechtem Bildungsstand, fehlenden Arbeitsplätzen und gesellschaftlichem Abseits – Kasten, Chepang befinden sich in der sozialen Hierarchie derart weit unten, dass sie keiner Kaste angehören – diese Realitäten zwingt aus jeder Familie mindestens ein Mitglied, das Einkommen für die zurückgebliebene Gemeinschaft in den Golfstaaten zu erwirtschaften.

Der Lebensraum der Chepang: Die Berghügel im Süden von Nepal.

Das Chepang-Volk

Chepang sind aussergewöhnlich lebensfreudig …
verspielt
… gütig und sozial …
… äusserst naturverbunden …
… und sie verfügen über riesiges Wissen zu den Heilpflanzen in ihren «Hills».

Auslöser für die Anfrage nach MUPF-Beratung

Chepang sind seit Jahren auf umfangreiche Sozialunterstützung angewiesen. Sowohl die Betroffenen als auch die örtliche Politik begrüssen deshalb einen Schritt in Richtung finanzieller Autonomie, ohne dass dabei die Chepang ihre Kultur einbüssen müssten. MUPF und alle Beteiligten aktivieren gemeinsam die vorhandenen, bisher brach gelegenen Ressourcen.

Chancen und Gefahren

Zentrale Ressource ist der bereits vorhandene, erstklassige und kostenlose, biologische Rohstoff: die Honigwabe. Diese können zu reinem Bienenwachs verarbeitet werden. Das Handwerk ermöglicht die Herstellung von erstklassigen Produkten und verhilft den Chepang somit zu dringend benötigtem Zusatzeinkommen.

Frische, junge Honigwaben mit erstklassigem Honig aus dem Dschungel von Nepal.

Chepang sind fleissig, sehr zäh und hochmotiviert, wenn es eine Möglichkeit gibt, inmitten ihrer Kultur und im aktuellen Lebensort verbleiben zu dürfen und dabei einer weniger mühsamen Arbeit nachzugehen, als Landwirtschaft an den steilen Hängen zu betreiben.

Die Urwaldeinwohner verfügen über ausgeprägte Feinmotorik, was der Produktherstellung dienlich sein wird. Im Gegensatz zum Tourismus benötigt es zur Wachsproduktion und deren Erzeugnissen keine Fremdsprachenkenntnisse. «WAX» (engl. für Wachs) ist ein ideales Frauenprojekt, derweil die Männer entweder unten im Tal als Tagelöhner oder im Ausland arbeiten.

Als projekterschwerend stellen sich anlässlich des Assessments folgende Realitäten heraus:

  • Um bisher zu Zusatzeinkommen zu gelangen, brauen die Frauen ein (scheussliches) alkoholisches Getränk. Alkoholprobleme unter der männlichen Bevölkerung ist Alltag.
  • Chepang sind Laien-Imker: Was tun, wenn zu wenig Rohstoff-Material für die Wachsherstellung ansteht?
  • Die Logistik hat es in sich: statt Strassen sind steile Trekker-Wege unter grosser Hitze zu bewältigen, hin zu weit auseinander entlegenen Siedlungen.
  • Die MUPF-Mitglieder beherrschen Nepals Sprache, Nepali, nicht.
  • Auch die Kommunikation ist eine Hürde: inmitten der Hügel gibt es kein Internet und Funklöcher erschweren den Versand von SMS. Aber am meisten Probleme bieten die fehlenden «units», Handy-Guthaben.
  • Die Materialbeschaffung für die Wachsherstellung: in der Schweiz, wo Gewünschtes aus den Fachgeschäften und auch online problemlos erhältlich ist, stellt dies kein Problem dar. In den Chepang Hills und auch in der Stadt unten im Tal sind die Arbeitsinstrumente aber kaum erhältlich.
  • Für die Umsetzung der Wachsherstellung in den Siedlungen an den steilen Hängen herrschen mehr als erschwerende Produktionsbedingungen – angefangen bei der Wärmequelle, es gibt weder Strom noch Gas, bis hin zur Reinigung des Rohmaterials: fliessendes Wasser in einem Haus bleibt Wunschdenken.
Der Herd als Wärmequelle dient gleichzeitig der Wachsherstellung.
  • MUPF-Mitglieder und lokaler Politiker sehen das grösste Problem im Ideendiebstahl, denn Wachsprodukte können nicht patentiert werden.
  • Dann ist da noch die allgegenwärtige Korruption.

Wie wir es lösen wollen

Ein Plan, der nicht nur steht, sondern umsetzbar ist.

Produkte

Der aus den Waben gewonnene Wachs wird zu Wachstüchern und Kerzen verarbeitet.

Alkoholproblem

Anfangs wird der Erlös aus der Produktherstellung in Naturalien ausbezahlt, z.B. in Form von Linsen, Reis, Öl, Handy-Guthaben, Decken. Basierend daraus, was die Menschen an Bedarf angeben werden.

Zu wenig Rohmaterial

Als Alternative nimmt ein MUPF-Mitglied die Zusammenarbeit mit einem örtlich arbeitenden Berufsimker auf. Dieser stellt Bienenhäuser u.a. im Chepang-Gebiet auf. Bei Bedarf wird er Wachs verkaufen.

Logistik

Einige Kinder der Chepang besuchen die Chepang-School, ein Internat unten im Tal. Der christliche Leiter führt die Schule seit über dreissig Jahren konfessionell neutral, zusammen mit drei Nonnen und vielen einheimischen Lehrer:innen. Staatsbeamte kontrollieren regelmässig und streng, dass an der Schule nicht missioniert wird, u.a. durch Einzelbefragungen der Kinder.

Der Schulleiter Father Michael ist eines der engagiertesten Projektmitglieder. Er wird im Spätsommer 2023 die Kinder orientieren, dass sie ab September ihren Familien mitteilen, die nicht mehr benötigten Bienenwaben zu Hause und bis zum Besuch vom «MUPF»-Mitglied aufzubewahren. Schutz der kostbaren Produktionsware vor Mäusen: anfangs in leeren Reissäcken, später dann in den leeren, gereinigten ehemaligen Farbkübeln, die wir kostenlos erhalten, da zu Projektbeginn gerade alle Klassenzimmer gestrichen werden.

Das MUPF-Mitglied, welches im Herbst die Anleitungen für die Wachsherstellung vor Ort übernehmen wird, übt sich sportlich während des Halbjahrs vor ihrem Besuch beim Erklimmen von Höhen, um die steilen Chepang-Hügel müheloser zu schaffen. Sie wird für …..

… die sie begleitende nepalesische Lehrerin und gleichzeitig die Übersetzerin Sabina aus der Chepang-Internatsschule ein Paar Wanderschuhe mitbringen. Sabina verfügt lediglich über ein Paar Flip Flops.

Sprachprobleme und Kommunikation

Zusammen werden die beiden die einzelnen Gemeinschaften aufsuchen und die Anleitungen der Wachsherstellung erklären. Als nepalesische Lehrerin verfügt Sabina über grosses Ansehen in den Gemeinschaften.

Chepang sind unglaublich gut vernetzt, auch bei mangelnden Handy-Guthaben. Zur Not ruft eine andere als die gewünschte Person die Zielperson an, oder der Anruf macht weite Umwege, vom Süden Nepals nach Pokhara zu einem Verwandten, der von dort aus die gesuchte Person in den Chepang Hills kontaktiert. Auf wundersame Weise klappte diese Kommunikation bis anhin immer. Zusätzlich verschenkte units (Handy-Guthaben) würden allerdings sofort verbraucht werden.

Nepali: das MUPF-Mitglied, das Sportlichkeit übt, wird sich im Sommer Grundbegriffe in Nepali aneignen.

Ideendiebstahl

Gegensteuer geben können wir z.B. durch einwandfreie, überdurchschnittliche Qualität und Originalität der Produkte, die ausschliesslich auf der Grundlage von Stoffen aus 100%iger Baumwolle verarbeitet werden. Für den Start werden wir mit mitgebrachten Stoffen arbeiten. Das langfristige Ziel ist das selbständige Funktionieren des Projekts, somit auch mit aus im Land hergestelltem Material. Bis dahin muss das entsprechende Netzwerk ausfindig gemacht werden.

MUPF schwebt vor, in den Produkten ein Kennzeichen anzubringen.

Korruption

Die Abklärung der Gesetze mit dem lokalen Politiker rund um den Verkauf ergibt: Chepang benötigen für die Produktherstellung und den Verkauf keine Bewilligung und sie bezahlen keine Steuern. Der Staat habe alles Interesse, dass das Volk Einkommen generiere.

Entsprechend gesteuerte Produktionsmassnahmen gegen die Korruption:

  • Oben in den Hügeln findet anfangs lediglich die Wachsherstellung statt, bestenfalls einfache Kerzen.
  • Der Hauptteil der Produktion und nur anfangs geschieht unten im Tal, in der Chepang Schule anlässlich des Handarbeiten-Unterrichts, wo die Kinder die Wachstücher unter der Aufsicht der sehr integren Lehrerinnen herstellen können.
  • Pingelige Buchführung über Einfuhr des Materials und Ausfuhr der Produkte, damit der Materialbestand immer überblickt werden kann und mögliche Lecke sofort ersichtlich sind.
  • Transport und Übergabe der Produkte nach Kathmandu zum Verkauf geschehen nur durch den Chauffeur der Schule. Er ist absolut integer und zuverlässig. Regelmässig muss er beruflich Kathmandu ansteuern.
  • Lokalen Verkauf der Produkte durch eine integre Person aus der Zusammenarbeit mit einem anderen MUPF-Projekt.

Produkte

An dieser Stelle werden Bilder der Produkte ab dem Zeitpunkt der Produktion die Arbeiten dokumentieren.

Bedarf an Unterstützung fürs Projekt WAX

Sachhilfe

  • Material rund um die Wachsherstellung.
  • Bis die Wachsherstellung finanziell rentiert, übernimmt der Verein die ersten Kosten für die Materialanschaffung und entlöhnt anfangs mit Sachhilfe die Produzentinnen, die ihre Waben und ihre Arbeitszeit zur Verfügung gestellt haben.
  • Das Material setzt sich zusammen aus diversen Utensilien, siehe «Mitmachen».

Fachhilfe

  • Den Bedarf abklären, das Netzwerk aufbauen, die Zusammenarbeit koordinieren, den Verlauf dokumentieren und die Ergebnisse auswerten.
  • Anleitungen und Kontrollen der Umsetzung vor Ort

Zentral in jedem MUPF-Projekt sind die kostbaren Schmuckstücke, die Projektmitglieder, zusammengefügt zu einer Schmuckkette.

Projektmitglieder

Unterschiedliche Generationen der Chepang-Frauen.
Unterschiedliche Generationen der Chepang-Frauen.

Die künftige, neue Generation der Chepang-Kinder, hier aus der Internatsschule

Wie oben in den Hügeln ist hier das Leben wegen beschränkten materiellen Ressourcen auch kein Honigschlecken, aber es bietet eine Zukunft. Nach dem Schulunterricht packen die Kinder bei den Alltagsarbeiten zu: waschen und kochen, bearbeiten den Garten und übernehmen Verantwortung für die Jüngeren. Hier beim Entladen einer Reisspende.
Chepang-Kinder in der Internatsschule beim «Essen-Fassen».
Die öffentliche Dorfschule oben in den Hügeln: häufig ist, wie hier, die Schule geschlossen, die Lehrerschaft abwesend.
Father Michael, Internatsleiter
Sabina, Lehrerin und Übersetzerin
Kishor, Fahrer, welcher die Produkte nach Kathmandu transportiert.
Devendra, lokaler Politiker (rechts im Bild).
Suvendra, Berufsimker

Überzeugt vom Projekt? Hier kannst du uns unterstützen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert